Wie es weiter ging!

Wo waren wir geblieben? Ja klar, die Ankunft am Flughafen Atatürk in Istanbul. Nun ja, das erste was ich am Flughafen gemacht habe, waren die Anrufe zu meinen Eltern, den Eltern von Nese und der Anruf zu Nese selbst. Ich erzählte ihr, dass ich in Istanbul bin und auf dem Weg zu ihr. Sie wirkte am Telefon sehr verwirrt und legte hastig wieder auf. Mit dem Taxi ging es auf den Weg zum Istanbuler Stadtteil Ümraniye. Dort angekommen kaufte ich einen Strauß roter Rosen und wartete, wie zuvor telefonisch mit Nese abgesprochen, samt meiner Koffer vor der Polizeiwache auf sie. So gegen 20 Uhr, nach elf Stunden Reisezeit – es war die Dämmerung schon hereingebrochen – kam Nese mit Ihrer besten Freundin in hochhackigen schwarzen Schuhen, den Bürgersteig gegenüber der Polizeiwache entlang, zu mir rüber stolziert. Das hat sie in Zusammenarbeit mit ihrer besten Freundin eingeübt, dachte ich mir nur. Sie war bekleidet mit einem schwarzen Hosenanzug und einem weißen Hemd. Ihre Haare waren schulterlang und zu einem Zopf gebunden. Sie war merklich nervös. Ich fragte sie was sie geplant hat. Sie sagte, dass sie gerne in Gegenwart ihrer Freundin mit mir zusammen etwas trinken gehen wolle. Der ausgesuchte Ort war sehr romantisch. Auf dem Camlica Hügel in einem Yörük Cadir, einem nachgeahmten Nomadenzelt mit traditioneller türkischer Livemusik. Nese und ihre Freundin aßen Gözleme, wir tranken türkischen Tee und sprachen über alltägliche Dinge. Nese war eine weltoffene, emanzipierte junge Frau, die mit beiden Füßen fest auf dem Boden stand. Das gefiel mir sehr an ihr, genau wie ihr süßes verschämtes Lächeln. Kurz nach 23 Uhr war es dann soweit, wir zahlten und machten uns auf den Weg zum Elternhaus von Nese. Meine Schwiegereltern waren ja schon eingeweiht. Inzwischen war ich auch schon so nervös, dass ich keinen Hunger verspürte, obwohl ich den ganzen Tag nichts gegessen hatte, dennoch kam ich der Einladung der Eltern nach, etwas zu Abend zu essen. Nach und nach gesellten sich die drei Brüder zum Abendessen. Halil, Ibrahim und Ali, wobei Ibrahim der einzige verheiratete Bruder war und deshalb nicht lange Kontakt zu mir hatte. Nach einem unterhaltsamen Essen bin ich mit Halil ins Gespräch gekommen, während er im hinteren Schlafzimmer rauchen wollte. Wir haben über Deutschland gesprochen, über die Beziehung zu der gemeinsamen Verwandten, die mir Nese empfohlen hat, wie ich auf die Idee komme genau dort Urlaub zu machen und was ich beruflich so mache. Dazu muss ich sagen, ich dachte den Grund meines Besuches kennt jeder aus der Familie, das war dem aber anscheinend nicht so. Wir gingen anschließend schlafen und Nese hat natürlich traditionell im Wohnzimmer bei ihren Brüdern geschlafen, wobei ich ganz allein im riesigen hinteren Schlafzimmer untergebracht war, wo normalerweise die Mädchen schlafen.

 

Der nächste Morgen sollte mein gesamtes Leben umkrempeln.